Ein kurzer Monolog zum Thema, was eine Regierung bei der Umsetzung einer CO2-Steuer alles falsch machen kann – und eine Betrachtung der Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Ab 2021 gibt es nun also auch eine CO2-Steuer in Deutschland. Und sie ist glücklicherweise im letzten Moment von homöopathischen 10 EUR pro Tonne auf 25 EUR angehoben worden. Die CO2-Steuer ist eine sogenannte Lenkungssteuer und soll zu einer Verringerung der CO2-Emissionen beitragen.
Aus Kostengründen wird die CO2-Steuer bereits bei der Erzeugung erhoben, sprich, die eigentlichen Verursacher (Haushalte, Industrie, Verkehr, Dienstleister) werden nur indirekt tangiert. Sie zahlen einen höheren Energiepreis, anstatt für eine Verringerung der eigenen Emissionen aktiv belohnt zu werden. Natürlich verringern sich auch deren Kosten, wenn sie weniger CO2 emittieren, doch der Zusammenhang geht komplett verloren. Oder fährt jemand von Ihnen bewußt sparsamer mit seinem Auto, seit es die Ökosteuer gibt?
Doch wie schauen denn nun die Effekte aus? Ausgehend von einem durchschnittlichen Arbeitspreis bei Strom von 4,5 ct/kWh steigen die Kosten in Deutschland um 23 Prozent und in Österreich um 14 Prozent, bei einem durchschnittlichen Arbeitspreis bei Erdgas von 1,8 ct/kWh um 28 Prozent und bei einem durchschnittlichen Arbeitspreis bei Fernwärme von 5,5 ct/kWh um 12 Prozent. Diese Zahlen verdoppeln sich bei einer Erhöhung der CO2-Steuer auf 50 EUR und verdreifachen sich bei 75 EUR.
In Frankreich wird übrigens seit 2018 die Tonne CO2 mit fast 45 EUR besteuert. In Schweden wurde die CO2-Steuer bereits 1991 eingeführt und beträgt seit 2019 120 EUR. In der Schweiz liegt die CO2-Steuer aktuell bei 96 CHF pro Tonne.
Was bedeutet die CO2-Steuer von 25 EUR pro Tonne CO2 in der Praxis?
- Beispiel 1: Bei einem Hotel in Deutschland mit 200 Zimmern und einem Energieverbrauch von 1 GWh Strom sowie 1 GWh Fernwärme erhöhen sich die Energiekosten um knapp 17.000 EUR jährlich (bei 50 EUR/t um 33.800 EUR p.a. und bei 75 EUR/t um 50.700 EUR p.a.).
- Beispiel 2: Bei einem Supermarkt in Österreich mit einem Energieverbrauch von 550.000 kWh Strom sowie 100.000 kWh Erdgas erhöhen sich die Energiekosten um gut 4.000 EUR jährlich (bei 50 EUR/t um 8.040 EUR p.a. und bei 75 EUR/t um 12.060 EUR p.a.).
- Beispiel 3: Bei einer Metallfabrik in Deutschland mit einem Energieverbrauch von 24 GWh Strom sowie 2,7 GWh Erdgas erhöhen sich die Energiekosten um gut 260.000 EUR jährlich (bei 50 EUR/t um 526.200 EUR p.a. und bei 75 EUR/t um 789.300 EUR p.a.).
- Beispiel 4: Bei einer Klinik mit 150 Betten in Österreich mit einem Energieverbrauch von 7 GWh Strom sowie 1 GWh Erdgas sowie 6,5 GWh Fernwärme erhöhen sich die Energiekosten um gut 90.000 EUR jährlich (bei 50 EUR/t um 184.100 EUR p.a. und bei 75 EUR/t um 276.150 EUR p.a.).
Höhere Preise, das gilt überall, machen aufwendigere Technologien lukrativ und verbessern die Amortisationsdauer von Investitionen. Insofern bleibt zu hoffen, das mehr und mehr Unternehmen sich mit der komplexen Materie Energieeffizienz beschäftigen und Einsparpotenziale realisieren.
Ein leichterer Weg zur Sensibilisierung der negativen Folgen von CO2-Emissionen ist die CO2-Bilanz. Seit mittlerweile einem Jahr setzen wir uns für die gesetzliche Verpflichtung zur Erstellung einer CO2-Bilanz ein – als Alternative zu dem aufwändigen und “zahnlosen” Energieaudit – ein. Die Verpflichtung zur Erstellung einer CO2-Bilanz Scope 1-3 alle 2 Jahre würde auch perfekt zu einer verbraucherbasierten CO2-Steuer passen.