Die Dekarbonisierung ist der schwere Teil. Im Gegensatz zum leichten Teil mit Öko-Zertifikaten und dem restlichen Ablasshandel. Dekarbonisierung lässt sich über Verzicht und über Einlagerung (CCS) erreichen. Beide Möglichkeiten beinhalten noch viele Stolpersteine. Doch der Reihe nach …
Dekarbonisierung der Wirtschaft
Ich möchte mit einem Zitat des Textchefs des Handelsblattes, Christian Rickens, beginnen:
„… man kasteit sich eine Woche lang bis zum Äußersten, verzichtet komplett auf Kartoffelchips (bis auf die eine angebrochen Tüte im Schrank, die wegmusste) und wäre sogar beinahe joggen gegangen. Am Sonntag stellt man sich dann auf die Waage – und wiegt ein Kilo mehr als am Montag.
So ähnlich fühlt es sich mit den Klimaschutzanstrengungen der vergangenen Jahre an. All die Mühe – und nun lernen wir, dass der CO2-Ausstoß der Menschheit abermals gestiegen ist. Im Jahr 2022 wird er rund ein Prozent höher liegen als 2021. Entwickeln sich die Emissionen weiter wie bisher, wird das verbliebene Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze in neun Jahren aufgebraucht sein.“
Möglichkeit 1: CO2 unterbleibt
Damit ist der Umstieg von fossilen Energien auf komplett erneuerbare Energien gemeint. (Kleiner Hinweis nach Österreich: Holz ist nicht erneuerbar, es sei denn, wir lassen den Zeitfaktor außer Acht.).
Stolperstein 1: Der Ort. Energie wird meist nicht da produziert, wo sie benötigt wird (Stichwort offshore). Daraus resultieren nicht nur Transportverluste sondern auch Auswirkungen auf die Gegend, denn die meisten Leitungen sind oberirdisch.
Stolperstein 2: Die Zeit. Energie wird meist nicht dann produziert, wenn sie benötigt wird (Stichwort Gleichzeitigkeit). Hier helfen teuere Energiespeicher mit ihren Verlusten – oder zeitliche Flexibilitäten (mein Lieblingsthema, später mehr).
Stolperstein 3: Die Akzeptanz. Metapher: Jeder findet Windräder gut, so lange sie nicht vor dem eigenen Haus stehen.
Möglichkeit 2: CO2 wird eingelagert
Damit ist die Abscheidung und Speicherung (CCS) gemeint. CO2, das sich bereits in der Atmosphäre befindet, wird aus dieser mit hohem Aufwand extrahiert. So könnten die Fehler der Vergangenheit quasi rückgängig gemacht werden.
Stolperstein 1: Die Abscheidung (und Verdichtung). Dieser Prozess erfordert hohen Druck und hohe Temperaturen, und ist damit sehr energieaufwändig.
Stolperstein 2: Der Transport. Hierfür werden extra Pipelines oder spezielle Schiffe benötigt. Diese müssen erst noch gebaut werden und sind sehr teuer.
Stolperstein 3: Die Speicherung. Das mühsam extrahierte CO2 muss für immer (!) gespeichert werden. “Für immer” ist hierbei länger als die Einlagerung von Atommüll, der irgendwann zerfallen ist. Gut lässt sich CO2 in Tiefen von mehreren hundert Meter einlagern. Hier gibt es Nutzungskonflikte mit Geothermie.
Fazit
Beide Möglichkeiten brauchen Zeit und bedingen auch einander, um 100% Dekarbonisierung zu erreichen. Energieeffizienz entschärft die Situation und hilft so bei den Stolpersteinen. Energieeffizienz ist sehr vielfältig (siehe auch unser Portfolio) und kann in 2 Richtungen helfen:
Richtung 1: Senkung des Verbrauchs
Effizientere Prozesse und Technologien wie z.B. Voltmanagement oder Energiesparfolien oder Eisspeicher oder Wärmerückgewinnung oder frequenzgeregelte Motoren, um nur wenige Beispiele zu nennen, senken den Verbrauch und damit den Aufwand für Transport und Speicherung. All diese Themen finden Sie auf unserer Website sowohl in Textform als auch in Form unserer beliebten Quick-Checks, kostenfreien interaktiven Online-Formularen, die direkt die Potenziale abschätzen.
Richtung 2: Zeitliche Flexibilität
Jetzt sind wir endlich bei meinem Lieblingsthema: Lastmanagement.
Lastmanagement funktioniert in jeder Branche ab einer gewisser Leistung bzw. einem gewissem Verbrauch. Lastmanagement bedeutet die Vermeidung von Lastspitzen. Lastspitzen sind teuer, da diese unerwartet auftreten. Diese Spitzen kann man vermeiden durch Lastabwurf (früher) oder durch Lastverschiebung bzw. Nutzung von selbst erzeugter Energie.
Aber was wäre, wenn …
Ich möchte hier eine Hypothese, ein Konzept, eine eigene Idee vorstellen. Sie alle sind eingeladen zu Kritik, Verbesserungen, und was Ihnen sonst noch einfällt.
Alle Lasten lassen sich aufteilen in A) flexible Lasten, B) inflexible Lasten und C) träge Lasten (Lasten auf Vorrat). Die zeitliche Flexibilität gilt es zu identifizieren und zu differenzieren. Alle Lasten lassen sich in diese 3 Kategorien einteilen.
Last-Splittung
Dadurch, das sich flexible Lasten innerhalb bestimmter Zeiträume verschieben lassen und träge Lasten inhärente Potenziale haben (nicht die ganze Zeit wirklich Strom benötigen) und sich flexibel verschieben lassen, erhöhen sich die Möglichkeiten von Lastmanagement deutlich!
Hier suchen wir tatsächlich einen Partner, mit dem wir das gemeinsam bauen können.
Wenn es im Kleinen funktioniert, funktioniert es DOCH auch im Großen.
Volkswirtschaftliche Komponente
Im Prinzip habe ich nun die Voraussetzungen beschrieben, damit die Energiewende nicht nur lokal in den Unternehmen stattfinden kann, sondern Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft haben wird. Die überall benötigte Technik sind dabei Smart Meter und spezielle Router, um Netzgleichheit zu erzielen.
Flexibilitäten
Und schon sind wir auf dem Markt der Flexibilitäten. Denn diese sind Voraussetzung für die Regelenergievermarktung. Das sind genau diese flexiblen und vor allem trägen Lasten, die sich im volkswirtschaftlichen Maßstab vermarkten lassen.
Demand Side Management: Bereitstellung von Systemdienstleistungen: Bereitstellung von Regelleistung, also Reaktion auf Schaltsignale Dritter für Regelenergieabruf (Primärregelleistung: 30 sec bzw. Sekundärregelleistung: 5 min bzw. Minutenreserveleistung: 15 min + stetes Bereithalten dieser Leistung.)
Demand Response: Reagieren auf Strompreissignale (Reaktion auf Strompreisschwankungen an der Strombörse bzw. aufgrund dynamischer Strompreise des Energieversorgers).
Flexibilitäten bringen den Nutzen des Lastmanagements auf die volkswirtschaftliche Ebene und sorgen für zusätzliche Anreize (vor allem monetäre).
Fazit
Wie bzw. auf welchem Weg kann Energieeffizienz helfen:
Senkung Verbrauch:
Energieeffizienz (die quantitative Komponente) sorgt in Gänze dafür, das der Energieverbrauch sinkt.
Somit wird weniger Energie benötigt und somit muss auch weniger Energie erzeugt und transportiert (mit entsprechenden Verlusten) werden. Somit werden weniger fossile Energieträger benötigt, insbesondere für die Grundlast.
Flexibilität:
Mehr Flexibilität (die zeitliche Komponente) erleichtert den – nicht stetig verfügbaren – Erneuerbaren Energien „die Arbeit“. Energie wird gleichmäßiger abgerufen. Die Netze werden entlastet. Auch die Mitarbeiter in den Netzknoten. Das Volumen der teueren Regelenergie sinkt und damit wird Energie insgesamt günstiger.
Aus meiner Sicht sind Flexibilitäten der Schlüssel zur Akzeptanz der Erneuerbaren Energien und zur Verwendung von 100% Erneuerbarer Energien.